Vegetativ Balance

Das Vegetativum – der Yogi in uns

Ob und wie aktiv wir tagsüber unser Leben meistern, ob und wie entspannt wir in Ruhephasen regenerieren, entscheiden wir nicht selber. Es ist unser vegetatives, auch als „autonom“ bezeichnetes Nervensystem.  Seit Urzeiten steuert unser Vegetativum das innere Gleichgewicht unserer zentralen Lebensfunktionen. Es steuert den Herzschlag, die Atmung, die Pupillen, die Blutgefäße, Drüsenaktivität, die Verdauung, Sexualorgane und unser Immunsystem. Man stelle sich einen Steinzeitmenschen vor, der plötzlich einem Säbelzahntiger gegenübersteht. Um hier rasch handeln zu können, werden vermehrt aktivierende Nervenbotenstoffe wie Adrenalin ausgestoßen. Diese Neurotransmitter erhöhen blitzartig den Blutdruck, die Muskelspannung und den Blutzuckerspiegel. Diese kurzzeitige Stress-Reaktion sichert nicht weniger als unser nacktes Überleben. Kurzzeitiger Stress an sich ist also nichts Negatives. Dauert der Stress aber über einen langen Zeitraum an, kommt dies einer ständigen Flucht vor dem imaginären Säbelzahntiger gleich, die sogar bis in die Nacht andauern kann. Dieser Dauerstress führt zu einer Entleerung der Energiespeicher. So lange, bis wir ausgebrannt sind. Dem Körper fehlt ganz einfach die Zeit zur Regeneration, welche nur in stressfreiem Zustand erfolgen kann. Dazu aber muss unser Vegetativum am Ende des Tages auf Regeneration und Entspannung umschalten. Der Gegenspieler der Stresshormone in unserem Körper heißt Acetylcholin, ebenfalls ein Nervenbotenstoff. Es sorgt dafür, dass die Reaktionen, die durch anregende Neurotransmitter hervorgerufen wurden, wieder rückgängig gemacht werden. Es lässt also den Säbelzahntiger buchstäblich verschwinden und bereitet den Körper auf eine mögliche neuerliche Begegnung am nächsten Tag vor. Um dieses lebensnotwendige Wechselspiel unseres Vegetativums aufrecht zu erhalten, benötigt unser Organismus  bestimmte Mikronährstoffe, Aminosäuren und Vitaminoide.

Für die bedarfsadäquate Produktion von relaxierenden Nervenbotenstoffen wie Acetylcholin, Gamma-Aminobuttersäure (GABA) oder Melatonin zu gewährleisten, braucht unser Körper spezifische Nährstoff-Moleküle. Aber auch die Neuproduktion aktivierender Nervenbotenstoffe, regulierender Hormone oder schützender Immunglobuline (Antikörper), die unser Leben tagsüber steuern, läuft vorwiegend während der Nacht ab. Ein gesunder und tiefer Schlaf bedeutet also mehr als nur den Abbau von Müdigkeit. Er ist jene Phase eines 24-stündigen Kreislaufs, der jedes einzelne unserer Organe mit jenen biologischen Substanzen ausstattet, um den nächsten Tag situationsgerecht zu meistern.